Historie

MTV Eintracht Celle

Im Jahre 2005 fusionierten die beiden Vereine MTV Celle von 1847 e.V.  und der SV Eintracht Celle von 1910 zum MTV Eintracht Celle von 1847 e.V.

158 Jahre und nahezu 95 Jahre getrennte Vereinsentwicklung hatten beide Vereine trotz oftmals erbitterter sportlicher Gegnerschaft zu einer neuen Gemeinschaft zusammengeführt, in der alle früheren Gegensätze weniger galten als die nun gemeinsam zu bewältigende Zukunft.

Es gibt in Niedersachsen nur drei Vereine, die vor dem Revolutionsjahr 1848 gegründet wurden. Dazu zählt auch der MTV Celle. Anfangs aus der Turnerbewegung des 19. Jahrhunderts entstanden, verfolgte der Verein – frei nach Turnvater Jahn – neben der körperlichen Ertüchtigung auch politische Ziele wie die Einigung des Deutschen Vaterlandes.

20 Bürger oder Söhne angesehener Bürger gründeten eine Turngemeinde, die noch Zeitzeuge von Turnvater Jahn war. Friedrich Ludwig Jahn schrieb dem neu gegründeten Verein einen aufmunternden Brief in einer Zeit, als Turnvereine von den Landesfürsten nicht erwünscht waren und zeitweise wegen ihrer politischen Ziele verfolgt wurden. Selbst Jahn musste das erdulden . Im Königreich Preußen wurde er zeitweise als Demagoge bezichtigt und entging nur knapp seiner Verhaftung. 1848 wurde Jahn in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, eine späte Würdigung seiner Verdienste vier Jahre vor seinem Tod 1852. In den Jahren danach musste auch der MTV polizeiliche Überwachung erdulden.

Die ersten Turnstunden fanden am 24. September 1847 statt und zwar in dem Schützenzelt neben dem Schützenhaus auf der Mühlenmasch, welches der Verein mit Zustimmung der Stadt anmieten konnte. Die Turnbewegung, von der hochgehenden vaterländischen Welle getragen, fand auch bald Anerkennung durch die Verwaltung der Stadt, da man in der Ertüchtigung der Männer eine zuverlässige Stütze bei etwa eintretender „Feuersgefahr“ und Unruhen erkannte.

Als Gründungsväter werden Dr. jur. Lauenstein und der Posamentier Carl Elleke in den Annalen genannt. Elleke war neben seiner Tätigkeit im Verein noch Kommandeur der freiwilligen Feuerwehr in Celle. Trotz hoher Verdienste für das Turnwesen wurde er nach Zwistigkeiten zwischen Verein und Feuerwehr aus dem Verein ausgeschlossen. Bei den Unruhen in Celle anlässlich der Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen im Jahre 1866 wurden Elleke und andere von Aufrühren im Schlosspark gestellt und schwer misshandelt. Er starb im Jahre 1871.

1860 nahm der Verein dann den Namen Männer-Turn-Verein-Celle an. Die Zeitgebundenheit vieler Aussagen jener Tage können nicht losgelöst von dem historischen Hintergrund gesehen werden.

In den Vereinsgesetzen aus dem Jahr 1861 heißt es : Zweck des Vereins :
§1. Der Männerturnverein will zunächst die Ausbildung und Kräftigung des Körpers und bezeichnet die Turn-, Fecht- und Singübungen als Mittel dazu.

Zwar wurde die Singabteilung wegen zu geringer Beteiligung bereits 1864 wieder aufgelöst, aber das Wachstum des Vereins dadurch keineswegs gebremst.

Nachdem Überlegungen für eine vereinseigene Sporthalle entstanden, kündigte der Verein 1864 den Mietvertrag des Schützenzeltes, Der Verein übertrug dem Zimmermeister Schack im Juli 1868 den Bau einer Turnhalle für  6000 Taler (Ecke Brandplatz / Neue Strasse). Aber bald zeigte sich, dass der MTV seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen konnte. 1872 musste der Vertrag wegen Geldmangel gekündigt werden.

Im Juli 1879 siedelte der Verein endlich in einen Neubau der Stadt Celle an der Wallstraße (heute Weißer Wall) um. Da die neue, städtische Halle auch von Schulen mitgenutzt wurde, ergaben sich daraus erhebliche Beschränkungen für den Sportbetrieb des Vereins. Zwangsläufig wurde der Wunsch nach einer eigenen Halle immer lauter. Die Mitglieder spendeten nach ihren Möglichkeiten. Höhere Beträge kamen vom Handel und aus der Wirtschaft in Celle. 1900 gründete der Fotograf Wilhelm Margraf den Turnhallen-Bauausschuss, sodass nunmehr das MTV-Heim am Nordwall erbaut werden konnte. Im März 1913 konnte die Halle in einer großartigen Festveranstaltung eingeweiht werden. Wilhelm Margraf, damals Oberturnwart, hatte sein Ziel erreicht und damit die Basis für die Größe und Bedeutung unseres Vereins geschaffen.
Seit 1900 hat der Verein auch Frauen-, Mädchen- und Knabenabteilungen in dem bis dahin reinen Männer-Turnverein.

1987 übernahm die Stadt Celle das für den Verein nicht mehr zu tragende Objekt, stellte die Halle aber dem Verein zur weiteren Benutzung zur Verfügung.

Im Jahre 2000 konnte in dem Gebäude ein Fitness- und Bewegungszentrum nach erheblichen baulichen Veränderungen eröffnet werden.

Aus der Ideengemeinschaft der im vaterländischen patriotischen Geist miteinander Verbundenen ist heute eine Vereinigung gleich interessierter Mitglieder entstanden. Eine großartige Gemeinschaft für sportliche und gesellschaftliche Interessen ist entstanden.

Bis heute ist der MTV Celle der abteilungs- und mitgliederstärkste Sportverein in Celle, der sich neben dem Leistungssport auch besonders dem Breitensport verpflichtet fühlt. Um nur einige Sportarten zu nennen, kann im MTV neben Fußball oder Handball auch Rollhockey und  Rugby gespielt werden. Turnen, Schwimmen, Leichtathletik, Folklore und Jazzdance sind weitere Sportarten in dem großen Aufgebot von immerhin 10 Wettkampf- und 18 Breitensportabteilungen.

Die Vielzahl der herausragenden Erfolge allein in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute im Fechten, Fußball, Handball, Leichathletik und Turnen und anderen Sportarten aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Zusammenfassung sprengen.

Wer tiefer in die Geschichte unseres Vereins einsteigen möchte, kann das im Internet tun oder sich die Chronik zum 150jährigen Vereinsjubiläum aus der Geschäftsstelle besorgen.

Glaubt man dem Chronisten Clemens Cassel, der in den 20-er Jahren die „Geschichte der Stadt Celle“ geschrieben hat, so wurde schon 1896 der erste Fußballverein in Celle in Celle gegründet. Belege darüber gibt es jedoch nicht. Nach Aktenkunde wurde erst 1904 ein Fußballclub, der FC Phönix von 1904 ins Leben gerufen, der sich aber nicht dem 1900 gegründeten DFB anschloss.

Mit der Darstellung der Vorgänger der SV Eintracht von 1910 muss man diese ein wenig unter die Lupe nehmen. Eine ganze Säule von Clubs und Vereinen führt nach verwirrenden Zusammenschlüssen und Auflösungen letztendlich am 6. Dezember 1921 zur Spielvereinigung Eintracht von 1910. Beginnen wir also mit dem FC Phönix von 1904, aufgelöst 1910. Die Spieler treten in den FC Eintracht 1910 über. Aus dem 1905 gegründeten FC Germania, der sich bereits 1908 wieder auflöst, gelangen die Aktiven über den FC Phönix ebenfalls zum FC Eintracht 1910. Aus dem FC Eintracht 1910 wird zwischenzeitlich die Spielvereinigung Eintracht von 1919, der im gleichen Jahr noch die Spieler des im 1. Weltkrieg vornehmlich aus Soldaten gegründeten FC Eiche beitreten. Zusammenfassend entstand somit am 6. Dezember 1919 die noch bis zur Fusion mit dem MTV Celle von 1847 existierende  SV Eintracht v. 1910. Aber damit ist noch nicht alles gesagt, denn an diesem denkwürdigen 6. Dezember 1919 schloss sich dem neu gegründeten Verein noch die 1919 entstandene Sportvereinigung von 1910 an, welche aus der Schülersportvereinigung von 1910 und dem SSV Hohenzollern von 1908 entstanden war. Ein bisschen schwierig nach zu vollziehen, aber so war es eben.

Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges erlosch der Spielbetrieb  weitgehend, bis auf den FC Eiche,  der sich erst nach dem verlorenen Krieg 1918 wieder belebte. Anfangs wurde auf dem Platz am „Waldschlösschen“ gespielt, etwa dort, wo heute der Praktiker-Baumarkt angesiedelt ist. Der Platz war im schlechten Zustand, sodass schon bald überwiegend am „Alten Kanal“ gekickt wurde.

Bereits 1922 begannen die Freie Turnerschaft auf der einen Seite und der SV Eintracht auf der anderen mit dem Bau von Sportplätzen an der heutigen Nienburger Straße. Nach mühevoller  Arbeit, alles in Eigenleistung, konnte am 6. Juni 1926 als größtes Ereignis bei Eintracht ein Fußballfeld mit einer 400-Meter Aschenbahn vorerst noch ohne Tennisplätze eingeweiht werden. Bereits seit 1920 wurde im Verein Leichtathletik betrieben. Mit der neu errichteten Aschenbahn fanden dort spannende Wettkämpfe statt. Unvergessen sind die damals sehr beliebten 10x100m Staffeln mit vielen bekannten Leichtathleten aus unserer Stadt. Leider endet die Ära Leichtathletik in Eintracht schon 1950.

Eine Hockey-Abteilung gründete sich bereits 1926. Neben anderen verdienten Sportlern ist mit dem Hockey-Spiel in Celle der Name Walter Lüdecke besonders zu nennen. Als „Hockey-Papst“, Leichtathlet und Sportjournalist hat er in Celle im wahrsten Sinne des Wortes Sportgeschichte geschrieben. Als erfolgreicher Langstreckenläufer startete er 1931 in Hannover sogar gegen den finnischen Wunderläufer Paovo Nurmi. In den 40er und 50er Jahren waren die besten Hockeymannschaften aus Deutschland auf dem Eintrachtplatz zugegen.

Nachdem in anderen Celler Vereinen bereits in den 20er Jahren Handball gespielt wurde, begann man bei Eintracht erst nach Kriegsende 1946 mit Feldhandball. Bernhard Kirking und Alex Witt waren die Gründer der Abteilung. Alex Witt war auch als guter Leichtathlet bekannt und gehörte jahrelang zu den erfolgreichen 10×100 Meter-Staffeln in Celle. Beide, Kirking und Witt leisteten erfolgreiche Arbeit in den schwierigen  Zeiten nach 1945. Bis Anfang der Fünfziger waren die „Einträchtler“ führend im Celler Handballsport. Allen voran die Damenmannschaft, die sogar Niedersachsenmeister wurde. Erst mit dem Beginn des Hallenhandballs etwa 1953 endete die erfolgreiche Aera. Aber Handball wurde noch weiter gespielt.

Weiter zu nennen ist die Tennisabteilung Eintracht, kurz TAE genannt, die 1927 mit dem Vorsitzenden Heinrich Varrelmann gegründet wurde. Ein Jahr später konnten zwei Tennisplätze, mit einer Gartenbank zum Umkleiden, eingeweiht werden. Im 2.Weltkrieg musste der Spielbetrieb weitgehend eingestellt werden und nach Kriegsende hatten die Engländern die Plätze noch bis 1947 beschlagnahmt. Erst 1949 konnte der Tennissport unter der Leitung von Hans Glaner wieder aufgenommen werden. Eine kleine Wellblechbude diente damals als „Clubhaus“. Mit Alfred  Thomalla spielte die TAE in den fünfziger Jahren in Niedersachsens höchster Spielklasse. 1972 wurde ein eigenes Clubhaus errichtet und die Anlage1981 und 1988 um weitere Plätze auf nunmehr sechs erweitert. In den Jahren 1985 und 1992 waren die TAE Herren Niedersachsenmeister. 1997 konnte die 2-Feld-Tennishalle errichtet und eingeweiht werden.

2002 feierte die TAE das 75-jährige Bestehen und konnte somit auf eine erfolgreiche Abteilungsgeschichte zurückblicken.

Argumente für die Fusion von MTV und Eintracht Celle hat der designierte Präsident Jan Prass einmal mit dem Schlüssel-Schloss-Prinzip erklärt. Der eine Verein bietet an, was der andere nicht hat und umgekehrt. Das sich beide heute so gut ergänzen hangt damit zusammen, dass sie auf völlig unterschiedliche Historien zurück blicken.

Als der SV-Eintracht von 1910 gegründet wurde, war der Männer-Turn-Verein schon 63 Jahre alt . Waren die Fußballer bein Eintracht Gründungsväter des Vereins, wurden sie beim MTV nur gegen zähe Widerstände überhaupt aufgenommen. Der Mtv Zählt zu den drei Vereinen Niedersachsens, die vor dem Revolutionsjahr 1848 gegründet wurden. Er entstand aus der Turnbewegung des 19. Jahrhunderts, die neben der Körperertüchtigung auch politische Ziele wie die Einheit Deutschlands propagierten. Seine erste Turnstunde hielt der MTV am 24.September 1847 ab. In den Vereinsgesetzen aus dem Jahr 1861 heißt es : „Zwecke des Vereins. § 1. Der Männer-Turn-Verein will zunächst die Ausbildung und Kräftigung des Körpers und bezeichnete die Turn- , Fechten und Singübungen als Mittel dazu“. Zwar wurde die Singabteilung 1864 wegen zu geringer Beteiligung wider geschlossen, das Wachstum des Vereins dadurch aber nicht gebremst.

Bis heute ist der Mtv der anteilungs- und mitgliederstärkste Verein Celles, der sich insbesondere dem Breitensport verpflichtet fühlt. Deshalb kann im MTV neben Fußball oder Handball auch Rollhockey und Rugby gespielt werden, gibt es neben Turnern und Leichtathleten , Folklore- und Jazzdance-Gruppen. Rund 3100 Mitglieder verteilen sich vor der Fusion auf 13 verschiedene Fachabteilungen. Die Sportvereinigung Eintracht von 1910 hat stets auf wenige Kernsportarten gesetzt. 1925 wurde die Hockey-Abteilung, zwei Jahre später die Tennisabteilung gegründet. Zwei Angebote, die der MTV nicht in seinem Programm hat. Dazwischen lag 1926 die Einweihung des in vierjähriger Arbeit entstandenen eigenen Sportplatzes am Neustädter Holz. 1945 folgte die Handball-Abteilung, die das erste Spiel in der Handball-Hochburg Celle nach dem 2. Weltkrieg bestritt und unabhängig von der Fusion längst mit MTV und Post SV zusammen spielt.

Überhaupt war Eintracht der erste Celler Verein, der in dieser Zeit von der alliierten Militärregierung die Erlaubnis erhielt, wieder unter seinem alten Namen Sport treiben lassen zu dürfen. Heute hat Eintracht rund 850 Mitglieder in sechs Sparten. Zur Tradition des SVE’s gehört, dass die Fachabteilungen weitgehende Autonomie als „Verein im Verein“ besaßen. Der MTV ist nach seiner Strukturreform 1987 wesentlich zentralistischer organisiert.

Beide Vereine schmücken ihre Chroniken mit bundesweit beachteten Erfolgen. Eintrachts Tennis-Mannschaft spielte jahrelang in der höchsten deutschen Spielklasse. Die Hockey-Herren stiegen 1983 in die Hallenbundesliga auf, was den MTV-Volleyballern nach mehreren deutschen Junioren-Meistertiteln 1969, 1982 und 1984 gelang.

Nach der Fertigstellung des Kunstrasenplatzes 1992 fanden auf Eintrachts Hockey-Anlage gleich mehrere Länderspiele statt: Die Männer-Nationalmannschaft spielte 1993 gegen England und 1994 gegen Pakistan, die Damen 1995 gegen Australien. Hand- und Volleyball-Abteilung des MTV hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die chinesische Frauen-Nationalmannschaft (Volleyball) und Europapokalgewinner wie Dukla Prag (Volleyball/Handball) oder SKA Minsk (Handball) nach Celle eingeladen. Seit 1983 organisieren MTV-Leichtathleten jedes Jahr im März den Celler Wasa-Lauf, einen der größten und bekanntesten Volksläufe in Deutschland.

Auch im Individualsport brachten beide Vereine namhafte Titelsammler hervor. Fechterin Astrid Berndt war in den 50er-Jahren national wie international erfolgreich. Auch die Vize-Weltmeisterin im Judo, Anja von Rekrowski, begann ihre Laufbahn beim MTV. Genau wie Silke Knoll, als Mittelstrecken-Läuferin bei Olympischen Spielen. Bei Eintracht sei stellvertretend Leslie-Ellen Lanz genannt, die im Teakwon-Doe mehrfach Deutsche Meisterin und aktuelle Militär-Weltmeisterin ist, sowie Nadine Ernsting-Krienke, die Gold- und Silbermedaillen Gewinnerin der Spiele in Athen und Barcelona. Auch sie hat neben vielen anderen das Hockeyspielen in Celle erlernt.