Die Leichtathletikeuropameisterschaft der Masters (Senioren) waren ein riesen Event. Mit dem Austragungsort Venedig /Jesolo hat man sich eine interessante Gegend ausgesucht. Mehr als 5000 Athleten und Athletinnen waren gemeldet – alle im Alter über 35 Jahre. Deutschland hatte 533 Athleten gemeldet. In der Altersklasse M55 hatte auch Ted Spitzer vom MTVE Celle über die 200 und 400 Meter gemeldet – also nur für zwei Läufe. Doch am Ende musste oder durfte Spitzer in sieben Läufen innerhalb von acht Tagen starten. An solch eine Belastung war im Vorfeld gar nicht zu denken, hat Spitzer doch die Deutsche Meisterschaft Mitte Juli nach zwei Läufen aufgrund von stärkeren Achillessehnenproblemen abgebrochen.
Bei der EM in Venedig gewann er an seinem ersten Wettkampftag den Vorlauf über 400 m. Die Qualifikation für das Halbfinale bedeutete einen weiteren Lauf am gleichen Abend. Da er auch diesen Lauf gewann, stand er am Folgetag im Finale über 400 m. Im Finallauf landete Spitzer mit einer Zeit von 58,57 Sekunden auf dem sechsten Platz in Europa. Auch wenn er in diesem Jahr schon etwas schneller lief, ist die Platzierung bei der EM eine große Überraschung und ein Riesenerfolg. Die Platzierung und auch die gute Laufzeit waren gleichzeitig die Eintrittskarte für die deutsche 4x400m-Auswahlstaffel.Da der schnellste deutsche Starter aus privaten Gründen für die Staffel absagen musste, stand Spitzer gleich ganz oben als Erster auf der Staffelliste.
Nach einem wettkampffreien Tag wurde der 200 m-Vorlauf gestartet, worin sich Spitzer ebenfalls für das Halbfinale qualifizierte. Im Halbfinale war dann aber Endstation mit Platz 20 in der Endabrechnung.
Da auch der (gleiche) schnellste deutsche Starter über 200 m und 100 m aus privaten Gründen für die 100 m-Staffel absagen musste, wurde Spitzer als Viertschnellster Deutscher nun auch in die 100 m- Staffel berufen.
Traditionell finden die 100 m-Staffelläufe aller Altersklassen von Frauen und Männern am vorletzten Wettkampftag, am Samstag, statt.
Die deutsche Staffel um Spitzer rechnete sich aus, Platz drei belegen zu können, wenn alles gut läuft. Dann kam der Start. Doch der deutsche Startläufer hatte scheinbar ein Hörproblem. Der deutsche Startläufer blieb zunächst hocken, bis er dann nach 1-2 Sekunden losrannte. Damit hatte die Mannschaft sofort nach dem Start schon einen Rückstand von etwa 8 Metern zu allen anderen Staffeln.Spitzer als Schlussläufer lief auf Rang 4 ins Ziel mit nur ca. 0,4 Metern Rückstand auf Spanien und ca. einem Meter auf Großbritannien. Platz zwei hätte es durchaus werden können. Aber hätte, hätte, Senfboulette.
Der Frust war nach dem Rennen mittelmäßig groß. Nun musste alles besser werden bei der 400 m- Staffel, einen Tag später, am letzten Wettkampftag.
Viele Läufer kannten sich auch schon aus den Vorläufen und kannten damit teilweise die Stärken oder Schwächen der Läufer der anderen Länder. Spitzer als Startläufer hatte z. B. den stärksten italienischen Läufer direkt eine Bahn hinter sich (innen). Beim Staffellauf an Position eins laufend, konnte Spitzer den ihn zunächst überholenden Italiener auf der Zielgerade wieder auskontern und übergab als Erster aller Staffeln den Stab. Alle weiteren deutschen Läufer zeigten keine Schwächen und bauten den Vorsprung zu allen anderen Teams weiter aus.
Die deutsche Staffel um Spitzer wurde Europameister in 3:53,48 Minuten mit einem erheblichen Vorsprung von 5,55 Sekunden auf Italien und 12,77 Sekunden auf Frankreich.
Diese Goldmedaille über 4 x 400 m war Balsam auf die Seele nach dem verpatzten Auftritt über 4 x 100 m.
Ergebnisse sind unter folgender Webseite zu finden:
http://www.fidal.it/risultati/2019/COD7632/Index.htm oder
http://www.fidal.it/risultati/2019/COD7632/RESULTSBYEVENT1.htm
Text: Ted Spitzer